
Zeitgewinn verschiedene Verkehrsmittel © Wolfgang Raabe, ADFC Lübeck
Mobil im Alltag – Umwelt.Zeit.Geld.Leben
Mobilität ist ein unverzichtbarer Bestandteil unseres Lebens. Umgekehrt hat aber die Art und Weise unserer Fortbewegung auch einen erheblichen Einfluss auf unsere Umwelt, unsere Gesundheit, unser Zeitbudget, und unseren Wohlstand.
Wolfgang Raabe ist Mitglied des Kreisverbands Lübeck und befasst sich seit vielen Jahren mit diesen Zusammenhängen. Die Ergebnisse seiner Recherchen hat er in einer Präsentation zusammengefasst.
Gehen und Radfahren sind umweltverträglich
Mobilität benötigt Energie und andere Ressourcen, und sie setzt Luftschadstoffe und Klimagase frei. Am ausgeprägtesten gilt das für den individuellen Kfz-Verkehr, in geringerem Maße auch für den öffentlichen Verkehr. Gehen und Radfahren üben in dieser Hinsicht kaum schädliche Effekte aus. Sowohl der individuelle Kfz-Verkehr als auch der öffentliche Verkehr erzeugen Lärm; verkehrsleistungsbezogen unterscheiden sich beide Verkehrsträger hier nicht eindeutig voneinander. Auch in dieser Hinsicht sind Gehen und Radfahren am besten verträglich. Der Flächenverbrauch ist verkehrsleistungsbezogen beim Pkw-Verkehr am höchsten; Gehen und Radfahren benötigen bei gleicher Verkehrsleistung nur einen Bruchteil der Fläche. Der öffentliche Verkehr benötigt nur sehr wenig Fläche, solange er sich im Mischverkehr bewegt. Auf eigenen Flächen ist dies nur der Fall, wenn er diese Flächen in einem sehr hohem Grad ausnutzt.
Radfahren verlängert das Leben
Gehen und Radfahren senken das Sterblichkeitsrisiko von Menschen beträchtlich. Diese Wirkung beruht auf einer deutlichen Reduzierung von Krankheiten, insbesondere von lebensbedrohlichen Erkrankungen. Außerdem verzögert aktive Mobilität das Einsetzen des altersbedingten Leistungsabbaus sehr stark, deutlich stärker als die lebensverlängernde Wirkung. Das Ausmaß dieser Effekte hängt vom Ausmaß der aktiven Bewegung ab. Bei gleicher zurückgelegter Strecke sind die Auswirkungen des Radfahrens ausgeprägter als die Auswirkungen des Gehens. Die Nutzung des öffentlichen Verkehrs führt nur dann zu einem Gesundheitsnutzen im Verhältnis zur Nutzung eines Pkw, wenn für die Anfahrt zum Bahnhof relevante Strecken mit dem Fahrrad zurückgelegt werden.
Radfahren spart Zeit
Unter Berücksichtigung der beschriebenen Lebensverlängerung ist bei kurzen Distanzen das Radfahren konkurrenzlos zeitsparend: erst bei einer wöchentlichen Radfahrleistung über 100 Kilometer übersteigt die erforderliche Wegezeit den Zugewinn an wacher, verfügbarer Lebenszeit. Auf langen Strecken ist die Kombination von Radfahren und einem attraktiven öffentlichen Regionalverkehr – im Fall einer guten Verknüpfung beider Verkehrsarten – auch unter dem Zeitaspekt mit einer Pkw-Nutzung gleichwertig.
Nichts spart mehr Geld als Gehen und Radfahren
Die individuellen Kosten sind bei einer Pkw-Nutzung mit Abstand am höchsten, gefolgt von einer Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel. Gehen und Radfahren verursachen die geringsten individuellen Kosten. Gesamtgesellschaftlich verursacht der Pkw-Verkehr hohe externe Kosten durch Unfall- und Umweltschäden. Verkehrsleistungsbezogen sind diese Kosten beim öffentlichen Verkehr deutlich geringer; zu addieren sind hier jedoch öffentliche Betriebskostenzuschüsse. Gehen und Radfahren haben hingegen einen finanziellen Gesundheitsnutzen, der die Kosten für Wegebau und Wegeunterhaltung um ein Vielfaches übersteigt.
Konsequenz: Gehen und Radfahren sollte mehr gefördert werden
Aus diesen Fakten ergibt sich eine Präferenz für Radfahren für kurze Distanzen, und für eine Kombination von Radfahren und öffentlichem Verkehr für lange Distanzen. Für den öffentlichen Verkehr ist eine gesteigerte Nachfrage als Folge eines wirklich attraktiven Angebots gut belegt; noch deutlich stärker gilt das für die Fahrradnutzung. Auf das Ausmaß des Gehens hat dagegen ein verbessertes Angebot kaum Auswirkungen; auch die Pkw-Nutzung nimmt bei einem verbesserten Angebot nur geringfügig zu.
Erforderlich erscheint deshalb ein deutlich verbessertes Angebot für den Radverkehr, insbesondere bedeutet dies mehr und bessere Radwege sowie mehr und bessere Abstellplätze. Das Angebot des öffentlichen Regionalverkehrs ist ebenfalls deutlich auszuweiten; außerdem besteht dringender Bedarf an einer verbesserten Verknüpfung beider Verkehrsträger.