Bürgermeisterwahl in Lübeck – Antworten der Bewerber*innen zum Radverkehr
Am 5. November wählt Lübeck die Bürgermeisterin oder den Bürgermeister für die nächste Amtszeit. Der ADFC hat die Bewerberinnen und Bewerber nach ihren verkehrspolitischen Zielsetzungen mit dem Schwerpunkt Radverkehr befragt.
Alle fünf Bewerber*innen hat der ADFC befragt, vier von ihnen haben diese Frage ausführlich beantwortet. Wir haben die eingegangenen Antworten zusammengefasst, veröffentlichen aber auch den vollen Wortlaut der Antworten. Wir hoffen, dass diese Antworten für Eure Wahlentscheidung hilfreich sind.
Und wir fordern alle Lübeckerinnen und Lübecker auf: Bitte nehmt an der Wahl teil!
Frage des ADFC:
Die Lübecker Bürgerschaft hat im Rahmen der Klimaschutzmaßnahmen im Juni 2020 beschlossen, den Anteil des Radverkehrs an allen Wegen mindestens zu verdoppeln.
Im Juni2022 beschloss die Bürgerschaft im Rahmen der Festsetzung der Grundsätze für denFlächennutzungsplan und für den Verkehrsentwicklunsplan darüber hinaus, dass der Anteil des motorisierten Individualverkehrs an allen Wegen zukünftig auf 30% zu begrenzen ist (aktuell 43%).
Im März 2023 beschloss die Bürgerschaft als Reaktion auf den Radentscheid eine umfangreiche Verbesserung der Bedingungen für Fußgänger:innen und Radfahrer:innen einschließlich einer beträchtlichen Aufstockung der dazu erforderlichen Investitionen.
Welche konkreten Maßnahmen würden Sie im Falle Ihrer Wahl zur Bürgermeisterin / zum Bürgermeister ergreifen, um die genannten Ziele möglichst zeitnah zu erreichen?
Überaus erfreulich ist, dass alle vier Einsender*innen sich im Grundsatz für eine Verbesserung der Radfahrbedingungen professionell einsetzen möchten. Neben dieser sehr wichtigen Gemeinsamkeit gibt es aber auch Unterschiede in den Antworten, die nachstehend in Kurzform in alphabetischer Reihenfolge zusammengefasst werden.
Weitere Details sind den vollständigen Antworten zu entnehmen, die Ihr unten im blauen Kasten findet.
- Sophie Bachmann priorisiert Verkehrsteilnehmende in der Reihenfolge 1. Fußgehende, 2. Radfahrende, 3. ÖPNV, 4. Autos; und sie möchte Lübeck zu einer Fahrradstadt machen. Bezüglich der Wege setzt sie auf die bauliche Trennung von Rad- und Autoverkehr, sowie auf die Anlage von Fahrradstraßen / -zonen und Radschnellwegen. Sie plant zusätzliche Stellflächen für Fahrräder, auch als Parkhäuser oder als Umwidmung von Kfz-Parkflächen. Außerdem plant sie ein besseres Angebot von Leihrädern und öffentlichen Reparaturstationen sowie die Einrichtung einer Radfahr-App.
- Uwe Effenberger beschreibt in erster Linie den von ihm vorgesehenen Planungsprozess, an dessen Ende verbesserte Radfahrbedingungen stehen sollen. Kernelement ist die Gründung einer Task Force, die unter direkter Leitung des Bürgermeisters die notwendigen Schritte planen soll und sich dabei auch an erfolgreichen Städten wie Amsterdam und Kopenhagen orientiert. Dabei sollen die Entscheidungen zum Klimaschutz und zum Radentscheid berücksichtigt werden. Konkrete Projekte sind in der Antwort nicht enthalten.
- Axel Flasbarth strebt einen fundamentalen Aus- und Neubau der Radinfrastruktur in Lübeck an. Sein Ziel ist für 2024 die Überplanung der Unfallschwerpunkte Lindenplatz, Puppenbrücke, und Gustav- Radbruch-Platz, sowie der Umsetzungsbeginn für drei Velorouten bzw. Fahrradstraßen, und die fahrradgerechte Überarbeitung der Fahrradstraße Altstadt. In den Folgejahren plant er die Errichtung eines vollständigen Veloroutennetzes, die Realisierung des Radschnellwegs Bad Schwartau – Groß Grönau und weiterer Radschnellwege nach Moisling, Kücknitz / Travemünde, Stockelsdorf, und Marli / Wesloe / Schlutup. Radwege sind nach ERA-Standard auszubauen oder neu zu bauen; Fahrbahnführungen des Radverkehrs erfordern in der Regel mit Tempo 30. Die Zahl der Stellplätze für Fahrräder ist zu steigern, auch in Parkhäusern. Ein Fahrradverleihsystem ist zu etablieren; Lastenräder sind zu fördern.
- Melanie Puschaddel-Freitag würde den Radwegeausbau zu einem Hauptthema ihrer Amtszeit machen. Sie setzt auf bauliche angelegte Radwege und ist skeptisch gegenüber Fahrbahnführungen des Radverkehrs auf stark befahrenen Straßen. Als ersten Schwerpunkt ihres Handelns nennt sie die Problemlösung an Kreisverkehren und stark befahrenen Kreuzungen. Bei Neubauten oder grundlegenden Sanierungen sollen Radwege an Einmündungen oder Einfahrten ohne Absenkung geführt werden; wenn möglich sollen auch die geltenden Richtlinien angewandt werden. Allerdings setzt sie bei den Radwegen ihren Fokus primär auf Oberflächensanierungen; bezüglich „teurer Modellprojekte“ argumentiert sie zurückhaltend. Reinigung und Winterdienst müssen bedarfsgerecht erfolgen; die Kontrollen des Falschparkens auf Geh- und Radwegen sind zu verstärken. Die Zahl der Fahrradstellplätze ist erheblich zu steigern.