Ein Fahrrad mit einem an der Sattelstütze montierten Open Bike Sensor steht vor dem Holstentor

Der Lübecker OpenBikeSensor © ADFC Lübeck

OpenBikeSensor Lübeck

Halten Kraftfahrzeuge den vorgeschriebenen Abstand von 1,5m beim Überholen ein? Der ADFC Lübeck hat jetzt mehrere Sensoren gebaut, die ans Fahrrad angebaut werden und tracken, wo und wann Radfahrende mit welchem Abstand überholt werden.

Das Problem mit dem Überholabstand

Kraftfahrzeuge müssen beim Überholen von Radfahrenden innerorts einen Überholabstand von 1,5m und außerorts einen Überholabstand von 2,0m einhalten. Dies ist die wichtigste Neuregelung für Radfahrer in der StVO-Novelle von April 2020 (StVO §5, Absatz 4).

Viele Radfahrende wissen aus Erfahrung, dass dieser Abstand in der Praxis oft nicht eingehalten wird, was für Radfahrende sehr gefährlich ist. Vielen kommunalen Behörden reichen subjektive Erfahrungen nicht aus, um etwas für die Sicherheit der Radfahrenden zu ändern.

Was ist der OpenBikeSensor?

Bereits 2019 wurde im Stuttgarter Zweirat das Projekt OpenBikeSensor gegründet. Der OpenBikeSensor selbst ist ein kleines Gerät, welches am Fahrrad befestigt wird und mit zwei Ultraschallsensoren nach links und rechts ausgestattet ist, welche während der Fahrt den Abstand von überholenden Kraftfahrzeugen messen. Zusammen mit einem GPS-Sensor kann das Gerät somit tracken, wo und wann Radfahrende mit welchem Abstand überholt wurden. Überholmanöver werden zusätzlich mit einem Knopf am Lenker bestätigt. So werden sogenannte Tracks aufgezeichnet, welche im Gerät gespeichert werden. Diese Tracks kann das Gerät mittels WLAN in ein Portal hochladen, welche dann als Open Data vorliegen. Das Portal kann dann alle Tracks anonymisiert als Heatmaps visualisieren.

Was ist der OpenBikeSensor nicht?

Der OpenBikeSensor ist keine Dashcam! Er hat keine Kamera. Nicht aufgezeichnet werden somit Fahrzeug- oder Personendaten der Überholenden. Der OpenBikeSensor ist nicht geeicht, so dass die gemessenen Werte nicht als Beweismittel für Vergehen geeignet sind.

Das Projekt “OpenBikeSensor Lübeck”

Der OpenBikeSensor ist ein sogenanntes Open-Hardware-Projekt, welches von der deutschlandweiten OpenBikeSensor-Community entwickelt wird. D.h., dass man das Gerät nicht einfach als fertiges Produkt kaufen kann. So muss man einerseits die Elektronik des OpenBikeSensors selbst beschaffen, zusammenlöten und die Gehäuse mit 3D-Druckern herstellen, andererseits auch die notwenige IT-Infrastruktur selbst aufbauen.

Genau dies hat der ADFC Lübeck in Kooperation mit dem Chaotikum e.V. über den Sommer 2022 getan: Nach einigen technischen Herausforderungen sind nun zehn Geräte fertiggestellt. Diese Geräte reihen sich in einen Pool von hunderten Geräte ein, welche bereits in vielen deutschen Städten unterwegs sind.

Was soll mit den gesammelten Daten passieren?

Wo ist es sicher? Wo nicht? Welche Uhrzeit? Welche Strecken? Die gemessenen Daten werden in einer Heatmap visualisiert und belegen objektiv und transparent, auf welchen Straßen bzw. Straßenabschnitten häufig zu eng überholt wird. Die Daten machen schwarz auf weiß Verbesserungspotenziale in der Lübecker Infrastruktur sichtbar und zeigen Kommunen, Ordnungsbehörden und der Polizei, wo Handlungsbedarf besteht. Wir wollen so den Radverkehr in Lübeck für alle sicherer machen.

 

Wie kann ich einen OpenBikeSensor ausleihen?

Um statistisch verlässliche Open Data zu erhalten, ist es wichtig, dass möglichst viele Radfahrende mit den Geräten auf möglichst vielen Straßen in Lübeck unterwegs sind und Überholabstände messen.

Der ADFC Lübeck verleiht die Geräte kostenlos an interessierte Radfahrende, die bereit sind, die von Ihnen erhobenen Daten an das Projekt zu spenden. Schreibt dazu einfach eine kurze Mail an obs [at] adfc-luebeck.de. Die notwendige Nutzungsvereinbarung und eine Handreichung befinden sich in der blauen Infobox.

Hinweis: Das Gerät wird üblicherweise unter dem Sattel montiert. Sollte dort nicht genug Platz vorhanden sein, dann haben wir auch alternative Halterungen für den Gepäckträger.

Ich möchte ein eigenes Gerät bauen!

Wenn wir genug Interessenten zusammenbekommen, dann können wir in Lübeck eine Sammelbestellung durchführen und weitere eigene Geräte in Workshops bauen. Meldet euch dazu einfach per Mail an obs [at] adfc-luebeck.de.

Impressionen vom Bau der Geräte

 

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Häufige Fragen von Alltagsfahrer*innen

  • Was macht der ADFC?

    Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) ist mit bundesweit mehr als 190.000 Mitgliedern, die größte Interessenvertretung der Radfahrerinnen und Radfahrer in Deutschland und weltweit. Politisch engagiert sich der ADFC auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene für die konsequente Förderung des Radverkehrs. Er berät in allen Fragen rund ums Fahrrad: Recht, Technik, Tourismus.

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  • Was bringt mir eine ADFC-Mitgliedschaft?

    Radfahren muss sicherer und komfortabler werden. Wir nehmen dafür – auch Dank Ihrer Mitgliedschaft – nicht nur Einfluß auf Bundestagsabgeordnete, sondern setzen uns auf Landes- und Kommunalebene für die Interessen von Radfahrern ein. Für Sie hat die ADFC Mitgliedskarte aber nicht nur den Vorteil, dass wir uns für einen sicheren und komfortablen Radverkehr einsetzen: Sie können egal, wo Sie mit Ihrem Fahrrad unterwegs sind, deutschlandweit auf die AFDC-Pannenhilfe zählen. Außerdem erhalten Sie mit unserem zweimonatlich erscheinenden ADFC-Magazin Information rund um alles, was Sie als Radfahrer politisch, technisch und im Alltag bewegt. Zählen können ADFC-Mitglieder außerdem auf besonders vorteilhafte Sonderkonditionen, die wir mit Mietrad- und Carsharing-Anbietern sowie Versicherern und Ökostrom-Anbietern ausgehandelt haben. Sie sind noch kein Mitglied?

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  • Was muss ich beachten, um mein Fahrrad verkehrssicher zu machen?

    Wie ein Fahrrad verkehrstauglich auszustatten ist, legt die Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) fest. Vorgesehen sind darin zwei voneinander unabhängige Bremsen, die einen sicheren Halt ermöglichen. Für Aufmerksamkeit sorgen Radler*innen mit einer helltönenden Klingel, während zwei rutschfeste und festverschraubte Pedale nicht nur für den richtigen Antrieb sorgen. Je zwei nach vorn und hinten wirkende, gelbe Rückstrahler an den Pedalen stellen nämlich darüber hinaus sicher, dass Sie auch bei eintretender Dämmerung gut gesehen werden können. Ein rotes Rücklicht erhöht zusätzlich die Sichtbarkeit nach hinten und ein weißer Frontscheinwerfer trägt dazu bei, dass Radfahrende die vor sich liegende Strecke gut erkennen. Reflektoren oder wahlweise Reflektorstreifen an den Speichen sind ebenfalls vorgeschrieben. Hinzu kommen ein weißer Reflektor vorne und ein roter Großrückstrahler hinten, die laut StVZO zwingend vorgeschrieben sind.

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  • Worauf sollte ich als Radfahrer achten?

    Menschen, die Rad fahren oder zu Fuß gehen, gehören zu den ungeschützten Verkehrsteilnehmern. Sie haben keine Knautschzone – deshalb ist es umso wichtiger, sich umsichtig im Straßenverkehr zu verhalten. Dazu gehört es, selbstbewusst als Radfahrender im Straßenverkehr aufzutreten, aber gleichzeitig defensiv zu agieren, stets vorausschauend zu fahren und mit Fehlern von anderen Verkehrsteilnehmern zu rechnen.Passen Sie Ihre Fahrweise der entsprechenden Situation an und verhalten Sie sich vorhersehbar, in dem Sie beispielsweise Ihr Abbiegen durch Handzeichen ankündigen. Halten Sie Abstand von Lkw, Lieferwagen und Kommunalfahrzeugen. Aus bestimmten Winkeln können Fahrer nicht erkennen, ob sich seitlich neben dem Lkw Radfahrende befinden. Das kann bei Abbiegemanövern zu schrecklichen Unfällen führen. Beachten Sie immer die für alle Verkehrsteilnehmer gültigen Regeln – und seien Sie nicht als Geisterfahrer auf Straßen und Radwegen unterwegs.

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